Strafe muss sein!
„So weit die Geschichte von Neustadt zurückgeht, findet man, dass in ihr stets Rechts und Gerechtigkeit gehandhabt wurde.“ Dieser Auffassung war der Autor Georg Ludwig Lehnes, der vor rund 200 Jahren seine „Geschichte der Stadt Neustadt a.d. Aisch“ verfasste.
Schon bevor es die ersten Gesetzbücher gab, wurden auch in Neustadt Diebe, Mörder und andere Straftäter nach Gewohnheit bestraft. Später schrieb man auf, welche Strafen auf welche Taten folgten: Ertränken für Kindsmörderinnen, Verbrennen für Hexen und Ketzer, Rädern für Straßenraub oder Erhängen für Diebstahl. Auch in Neustadt und Umgebung wurden derartige Strafen verhängt. Vermutlich stand der Galgen an der heutigen Nürnberger Straße, ein gutes Stück vor den Toren der Stadt, um jedem Reisenden schon bei seiner Ankunft zu verdeutlichen, dass in dieser Stadt Recht und Gesetzt herrschten.
Abhängig davon, welchem Stand jemand angehörte, gab es große Unterschiede in der Art der Bestrafung. Je angesehener man war, desto weniger schmerzhaft war zum Beispiel die Hinrichtung. Dementsprechend wurden Adlige und edle Bürger meistens geköpft, während Bauern den unehrenhaften Tod durch Erhängen erleiden mussten. Obwohl man für viele Verbrechen die Todesstrafe bekam, gab es auch kleinere Vergehen wie Diebstahl oder auch Gotteslästerung, für die man nicht ganz so hart bestraft wurde.
Als „naschen“ wurde damals bezeichnet, wenn man etwas gestohlen oder heimlich genossen hatte. Obst- und Fisch Diebe wurden daher in den sogenannten „Naschkorb“ gesetzt. Dann wurden sie in einen kleinen Weiher hinuntergelassen, bis sie nass waren und von den Beobachtern beschimpft und mit Unrat beworfen. Diese Strafe wurde wohl am „Naschkorbweiher“ vollzogen, der an der östlichen Stadtmauer ungefähr da verlief, wo sich heute die Parkstraße befindet.
Wie der Naschkorb sollten viele Bestrafungen die Täter bloßstellen, sodass sie in Zukunft solche Vergehen unterließen. Zänkische Frauen mussten oft „Lastersteine“ tragen, damit jeder wusste, dass sie Streit suchen. Viele Täter wurden zur Strafe mit sogenannten Staupbesen (Reisigbündel) geschlagen. Besonders unangenehm war der „Dreher“. In diesen Käfig auf dem Neustädter Marktplatz wurden zum Beispiel Obstdiebe gesperrt und gedreht, bis ihnen schlecht wurde und sie das gestohlene Obst erbrachen.