Stillgestanden! Neustadt als Garnisonsstandort
Aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lagen waren die Neustädter Truppendurchzüge gewohnt. Die Soldaten wurden während ihres Aufenthaltes in Bürgerquartieren untergebracht. Selten erfolgte eine längere Einlagerung von markgräflichen Truppen, was dazu führte, dass keine Offiziere zur Führung der waffenfähigen Bürger vorhanden waren. Die Neustädter waren im Kriegs- und Verteidigungsfall auf sich allein gestellt.
Erst nach dem Übergang der fränkischen Markgrafschaft an Preußen im Jahre 1791 wurde Neustadt zum Garnisonsstandort. Daraufhin entstanden die notwendigen militärischen Einrichtungen. Das Neue Schloss wurde zur Kaserne, der Exerzierplatz wurde neben dem Schießhaus in den Aischwiesen angelegt und vor dem Langenfelder (Diespecker) Tor errichtete man das Reithaus der preußischen Husarengarnison. Nach Napoleons erfolgreichen Feldzügen übernahm 1806 die französische Militärregierung unter Marschall Le Grand die vollziehende Gewalt in der Stadt. Nur vier Jahre später wurden die fränkischen Gebiete jedoch an Bayern verkauft, sodass 1810 ein Eskadron des 6. Bayerischen Chevauxlegerregiments und später ein Ulanenregiment in Neustadt Quartier nahm.
Nach deren Abzug wurde ab 1890 das militärische Reithaus zur Turnhalle umgebaut. Genutzt wurde sie von den Schulen sowie vom örtlichen Turnverein. Nach einem verheerenden Brand wurde sie 1908 als städtische Turnhalle wieder errichtet. Durch die hinzugefügte Dampfheizung und Bühne konnte die Halle nun auch kulturell genutzt werden.
Nach erneutem Umbau eröffnete 2009 die NeuStadtHalle am Schloss als Veranstaltungs- und Kulturhalle mit einer Kapazität von bis zu 450 Sitzplätzen und 800 Stehplätzen.
So ein Mist! Bayerns erste Aktiengesellschaft
Die Garnison belebte die Neustädter Wirtschaft und so wurde sogar der Wunsch nach einer Vergrößerung laut. Die beengten räumlichen Verhältnisse bei der Unterbringung der königlichen Militärpferde ließen dies jedoch nicht zu und der Bau neuer Stallungen wurde aufgrund hoher Baukosten von Seiten der Stadt abgelehnt. Schließlich drohte sogar der komplette Abzug der Truppen.
Im März 1833 traten 72 Neustädter Bürger auf den Plan und entschlossen sich sich, den Neubau auf einem Gartengelände in der Nähe des Pulverturms mittels einer Aktiengesellschaft zu finanzieren. Da es zu diesem Zeitpunkt in ganz Bayern noch keine einzige Aktiengesellschaft gab, war dieses Vorgehen eine echte Pionierleistung. Es war ein absolutes Novum, dass Kleinbürger (Handwerker, Kaufleute, Gastwirte) zugunsten des Staates eine privatkapitalistische Finanzierungsform wählten und auch an Gewinn und Verlust beteiligt waren. Einnahmen wurden u.a. durch Vermieten des Dachbodens und Versteigerung von Pferdemist als Dünger generiert.